Die feuerrote Dame

Bruno T. Schelig
2 min readOct 17, 2023

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Die feuerrote Dame blickt mich an. Dabei blickt sie nicht mich an, sondern in den weiten Raum hinter mir. Und ebenso ist sie nicht feuerrot, es sind nur die Haare, die Augen und die zarten Lippen. Aber das Rot ist die vorherrschende Farbe des Augenblicks, der hier eingefangen wurde. Und so grell und farbenbetont es erscheint, so viel Magie und Gefährlichkeit strahlt es aus. Es ist wie das unausgesprochene Versprechen einer Weiblichkeit, die um ihren Wert Bescheid weiß. Und genau das wiederum macht sie zu einer starken Persönlichkeit, mit der man rechnen muss. Wir wollen nicht von Gefahr und Dunkelheit sprechen, die uns bedroht. Aber von Magie einer Übernatürlichkeit, die die Präsenz dieser holden feministischen Person in den Vordergrund rückt. Sie ist da, sie bleibt bestehen und einmal erblickt, kann man sie nicht mehr so leicht vergessen.

Das rote Haar umspielt die zarten Züge weicher, blasser Haut. Die im vollen Kontrast zur prächtigen Farbe der Haare steht. Es wirkt so, als habe eine Schöpfer ihr die zarte Verletzlichkeit in das Angesicht zu brennen versucht. Aber wir bereits wissen, dass auch falls sie eine zarte Seele sein sollte, ihr Auftreten sie vor vorschnellen Angriffen beschützt. Sie ist präsent, sie ist da und sie ist nicht mehr wegzudenken aus dem Bild, das nur ihretwegen besteht. Aufgrund ihrer Schönheit wird es auch niemals jemand kritisieren, dass ihr ein Bild gewidmet wurde. Der Betrachter ist dankbar für ihre Existenz. Darf er von nun an in seinen Träumen die Zeit mit ihr verbringen. In der satten, grünen Wiese spazieren gehen. Im dunklen, finsteren Wald sie vor den Wölfen beschützen. Oder auf dem Thron vor ihr herniederknien und die Treue schwören. Was auch immer sie in der Phantasie auch zu werden vermag, allem wird sie gerecht und füllt es mit der Präsenz einer holden Weiblichkeit.

Wir lassen sie nun zurück. Wissend, dass wir sie nie mehr vergessen werden. Einmal im unscheinbaren Augenblick hat uns ihre Präsenz berührt und wird es von nun an des Nachts im tiefen Schlummer so nur wieder. Wir verabschieden uns von ihr mit einem Nicken und nehmen sie doch nur mit uns im Innern verewigt, das nur darauf wartet mit Phantasie gefüllt und zum Leben erweckt zu werden.

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